mein Weg

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Die Lebenskunst ist ein Schritt vom sichtbaren
Bekannten zum verborgenen Unbekannten.
– Khalil Gibran –

Aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Süden Oldenburgs habe ich als introvertiertes Kind früh meditieren gelernt, weil ich einen inneren Zufluchtsort benötigte: Als ich stundenlang auf der Wiese saß und in die Wolken schaute oder die Wellen und die sich spiegelnden Bäume im Wasser betrachtete, hatte ich noch keine Ahnung, dass es damals so etwas ähnliches wie Meditation war.

Mit Anfang / Mitte 30 besuchte ich Yoga- und Meditationskurse. Ich steckte in den festen Strukturen meines Arbeitsplatzes in der pharmazeutischen Industrie, die mir Sicherheit gaben. Ich wusste aber, dass sie mir nicht mehr entsprachen. Ich fühlte mich wie in einer Sackgasse, weil ich keinen Ausweg zum Aussteigen sehen konnte.

In dieser Situation fing ich an zu meditieren. Zuerst 20 Minuten am Tag, bald erweitert auf 30 Minuten. Nach einigen Monaten war ganz klar: Ich kündige und gehe den Schritt in eine ungewisse Zukunft. Außerdem hatte ich allerdings gerade meine Ehe beendet, meine Eltern waren beide kurz hintereinander gestorben und dann kündigte man mir auch noch die Wohnung…. Ich weiß nicht, wie ich diese Krisen ohne Meditation gemeistert hätte.
In vielen Situationen meines Lebens war es essentiell wichtig, auf Meditation als eine meiner Ressourcen zurückgreifen zu können.

Das alles war auch eine Vorbereitung darauf, 2005 meinen Lehrer in Indien zu treffen.

Shri Sacha Baba Hans Raj Maharaj, „Maharajji“ genannt
Shri Sacha Baba Hans Raj Maharaj, „Maharajji“ genannt

Ich brauchte ihn nicht suchen, mir kam es später so vor, als ob er mich in Bremen abgeholt hat: Einer seiner Schüler aus Holland gab Satsang in meinen Räumen der Massageschule. Ich fühlte mich so sehr berührt, wenn er von seinem Lehrer sprach, dass ich ihn später fragte, ob er mich mitnimmt nach Indien. So kam ich das erste Mal nach Rishikesh an den Ganges in Maharajji’s Ashram. Alles war noch sehr aufregend und mein Besuch eigentlich viel zu kurz, aber es war ein wichtiger Einstieg in eine neue Ebene. Am Ende fragte ich, was ich tun könne bis ich wiederkomme. Maharajji sagte, ich müsse nichts tun, wir wären sowieso im Herzen verbunden. Aber eine Stunde Meditation am Tag würde mir gut tun, um den Verstand zu klären.

So ging alles seinen Gang, ich kam regelmäßig. Ich spürte die herzöffnende Ausstrahlung, den Frieden und die Liebe, die von ihm ausging. Ich war sofort so tief bewegt und fasziniert von diesem weisen, alten Mann, der kaum noch sprach, dass ich in den Jahren danach sehr oft in den Ashram gefahren bin.
Leider verließ Maharajji 6 Jahre später (mit 89) viel zu früh seinen Körper. Ich fühle mich immer noch mit ihm verbunden und als sein Schüler. Darum fuhr ich auch weiterhin in seinen Ashram, 4 x blieb ich ein halbes Jahr. So kam ich dann ganz von allein zu meiner nächsten Lehrerin:

Shri Siddhi Ma
Shri Siddhi Ma

Sie hatte genau die gleiche überwältigende Ausstrahlung von Liebe und Güte wie Maharajji. Als Nachfolgerin des sehr bekannten Neem Karoli Baba, der über Indien hinaus in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft hineinwirkte, war sie trotzdem genauso bescheiden und zurückgezogen wie Maharajji. Sie vermied es, irgendwo im Internet aufzutauchen und wollte nicht fotografiert werden. Dieses Foto hier erhielt ich erst, als sie bereits gestorben war.

Ich zeigte ihr ein Bild von Maharajji und hörte mich sagen: „Maharajji schickt mich zu dir, um seine Arbeit zu vollenden“. Für mich wurde an vielen Stellen deutlich, dass sie ihren Auftrag sehr ernst genommen hat. —
Auch sie hat inzwischen ihren Körper verlassen. Ich war dabei, als Ende Dezember 2018 in einer Feierwoche ihr Mahasamadhi (eine Art Grabstelle) eingeweiht wurde.

So viele Jahre war es mir ein großes Bedürfnis nach Indien zu fahren, bis ich inzwischen festgestellt habe, dass alles, was ich dort gesucht und gefunden habe, auch hier ist.
In dieser Zeit habe ich vieles an innerem Ballast beiseite geschafft, der mich behindert hat, ganz hier und in der Gegenwart zu sein. Als ich die Massageschule losgelassen hatte, stellte ich fest, was jenseits von Arbeit + Leistung, dem Funktionieren-Müssen und der Anspannung übrigbleibt, wenn auch das Suchen und Haben-Wollen wegfällt: Die Quelle allen Seins, die nicht mehr benannt werden kann, wo alle Worte nicht ausreichen, um sie zu beschreiben.

LEBEN - Inschrift am Niedersachsenstein

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